Die mittelmässigen 13

  • Herren 2
  • 18.03.2019
  • Alex Baumann
  • 2018
 
Wer sich in den Menschen verrechnet hat, verspürt hin und wieder das Verlangen, ihnen die Differenz heimzuzahlen.

Es sei vorangestellt: Der Herold ist weder in der geistigen noch in der zeitlichen Verfassung für eine ausführliche Berichterstattung. Vor zwei Wochen zogen zehn kleine Appenzellerlein aus und kehrten als die glorreichen Neun zurück. Die mathematische Differenz, in intellektuelleren Kreisen auch literarische Freiheit genannt, führte zu massiven Anfeindungen gegen den Schreiber. Aber was will man erwarten in einem Land, wo die Leute noch mit Säbeln zur Wahl gehen.

Die letzte Runde der Saison bezog die Spannung lediglich aus dem Kampf um die interne Torjägerkrone. In der Pole war Sportchef Mösli, gefolgt von Präsident Raphy und Influencer Beni, was eindrücklich darauf hindeutet, wie devot die emsigen Clubameisen ihren heiligen drei Königinnen zudienten. Es tuggte hin, es tuggte her, bis Beni mit einem seiner gefürchteten Mehrgelenkschüssen (der Ball fiel via Schulter, Ellbogen, Knie, Hüfte des Torhüters hinter die Linie) den ersten Treffer marchierte. Mösli mössti nun Tore schiessen, tat es aber nicht. Dann passierte lange nichts, bis Ramon nach langer Suche auf der Auswechselbank endlich seine schnellen Beine fand, mit diesen sieben Meilen stiefelte (Achtung Teamkollegen: Künstlerische Freiheit) und zur 3:2 Führung einschoss. Leider waren die schnellen Beine keine stabilen Beine und es lutzte ihn der Länge nach hin. Kein Held ohne Narben. Allerdings nützen Narben wenig, wenn der Gegner im Gegenzug den Ausgleich zum Schlussresultat erzielt. Dennoch Aufregung: Beni setzte zwölf Sekunden vor Schluss bei einem Konter zu einem Überholmanöver an und wurde für diesen Frevel an der Natur zurecht 5-Minuten des Feldes verwiesen und wurde damit auch statistischer Strafenkönig des Teams. Wer sich allerdings von Beni überholen lässt, hätte selbst eine Spieldauerdisziplinarstrafe verdient.

Vor dem allerletzten Spiel schwor uns Coach Chitzeler nochmals ein, mit Freude aufs Feld zu gehen und jeden Moment zu geniessen. Und prompt: Herrliche Grätschen, filigrane Stockschläge und ästhetisch wertvolle Entgleisungen zum Zungenschnalzen liessen das Herz jedes Viertligazuschauers höher schlagen. Die unbändige Wut, die ganze Saison unter Wert geschlagen worden zu sein, musste raus und entlud sich in rauer Aggression. Selbst der Coach, sonst bekannt als der Steinegger Buddha und durch die unzähligen Stunden auf vibrierender Unterlage eigentlich in seinem Powerhouse eingemittet, rief wortgewandt wie Captain Haddock zum Dschihad aus. Auch die Hände seines Bruders, welche durch die ständige Bearbeitung von Orangenhaut besonders wohlriechend und durch das unzählige Pflügen durch fremde Bindegewebe sanft und mürbe, wedelten aus Protest im Wind. Ramon bringt man eigentlich nicht aus der Ruhe, aber wehe dem, der seinen Stock ergreift und das hat mit Homophobie nichts zu tun. Der Präsident erkannte die Notwendigkeit und haute dazwischen, wurde dafür aber mit zwei Minuten bestraft. Trotzdem brachte eine gefürchtete und in der Viertliga äusserst effektive „Holperi-auf-Stolperi“-Kombination die Führung. Mit seinem zweiten Treffer schaukelte Papa Beni das Kind nach Hause und dort dann weiter. Marco und Raphy schauten in die Röhre. Und dies trotz des präsidialen Angriffs auf die Pressefreiheit nach Publikation des Berichts, mit dem er sein Tor unbedingt erwähnt haben wollte. Der Rest des Spiels ist schnell erzählt. Jeder durfte sich ein wenig echauffieren und sein Mütchen beim abschliessenden Hochzeitsbier (ja, wer ist es wohl?) abkühlen. Beschlossen wurde die Saison der Gummibärenbande bei einem gemeinsamen Essen. Die Saison hatte Höhen und Tiefen, was in der Summe im mathematischen Durchschnitt dümpelt. Spass hat es trotz euch gleichwohl gemacht! Auf ein Neues!